West IV: „Immens viele ungeklärte Fragen“

Grünen-Stadträtin Laura Weber äußert sich sehr deutlich zum geplanten Gewerbegebiet Weiden West IV:

„Die Abholzung von 70 Hektar Wald im Weidener Westen ist nicht nur eines der größten Waldvernichtungsprojekte Bayerns. In Anbetracht der Tatsache, dass sich in der Periode zwischen 2015 und 2020 der Trinkwasservorrat in der Oberpfalz verglichen mit der Periode zwischen 1970 und 2000 um durchschnittlich 23,5 Prozent (!!) verringert hat, sägen wir buchstäblich an dem Ast, auf dem wir sitzen. Am schlimmsten betroffen ist dabei die nördliche Oberpfalz. Dies geht aus einer Landtagsanfrage der Grünen an das Umweltministerium hervor.“

Auf die auf Facebook gestellte Frage „Warum braucht eine Stadt ohne nennenswertes Bevölkerungswachstum ein so großes neues Gewerbegebiet?“ antwortet Weber ausführlich:

„Für mich gibt es zu dem Gewerbegebiet so immens viele ungeklärte Fragen:

  • Warum wurde der Standort „Latscher Forst“ gewählt, obwohl dieser nach der Erstbetrachtung der 7 Standorte nicht nur der umweltschädlichste war/ ist, sondern deswegen eigentlich sogar hätte ausgeschlossen werden müssen (Frage: Mit welchem Maß wird gemessen und was geht bzw. geht nicht, wenn man es nur will oder eben nicht…)?
  • Warum wird das Flughafengelände nicht betrachtet? (Begründung: Weil hier ein Flughafen ist und ein Rettungshubschrauber.) Es geht ja eben darum, den Flughafen zu schließen (Draufzahlgeschäft von 100.000 Euro im Jahr oder sogar mehr). Eine Freizeitbeschäftigung, die ausschließlich den sehr gut Betuchten zur Verfügung steht. Wenn betrachtet wird, dass beim Latscher Forst alles möglich gemacht wird (siehe oben), warum ist es dann nicht möglich, den Rettungshubschrauber (der natürlich erhalten bleiben muss) umzulagern oder einzugliedern? Es drängt sich der Verdacht auf, dass nicht ergebnisoffen diskutiert wird.
  • Wie sieht es mit einem Leerstandsmanagement und einer Bestandsaufnahme aus? Wer bezahlt einen Quadratmeterpreis von 100 Euro und mehr, wenn es den Quadratmeter nicht allzu weit von Weiden entfernt oder sogar in der unmittelbaren Nähe zu Weiden (Altenstadt bspw.) für die Hälfte gibt?
  • Wer ist wirklich interessiert und verpflichtet sich verbindlich diese Flächen zu nutzen?
  • Was hat Corona für einen Einfluss auf die zukünftige Flächennutzung?
  • Die Einpendlung nach Weiden ist schon heute massiv und an ihren Kapazitätsgrenzen.
  • In Bayern gibt es momentan genug erschlossene Fläche, so dass es für 10 Jahre ausreichen würde (BR Data).
  • Wann findet endlich ein Umdenken statt? Die bayerische Regierung scheint langsam zurückzurudern, es wird zukünftig weniger Fläche pro Jahr versiegelt werden dürfen, um dem Flächenfraß entgegenzuwirken. Aber wir roden noch munter 70 Hektar Wald.
    Die Zukunft liegt in der interkommunalen Flächennutzung, die steuerliche Auftrennung ist (noch) kompliziert, aber möglich! Zitat: „Es gibt die Möglichkeit, dass sich Gemeinden zusammenschließen. Über komplizierte finanzielle Ausgleichssysteme werden die Steuereinnahmen dann wieder gerecht verteilt. Es ist mühsam, aber es ist möglich.“ (Dr.-Ing Claudia Bosse, TUM, Dozentin am Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung)
  • Lebensgrundlagenerhaltung (s. Trinkwasserreservoir)
  • Artenerhalt
  • Klimaschutz
  • Seuchenschutz
  • Frischluftschneiße
    Interessant ist auch noch, dass durch diesen Wald, der den Bayerischen Staatsforsten gehört, das Weidener Stadtgebiet um 70 Hektar größer wird. Ganz im Sinne des unbegrenzten Wachstums- und Ausbreitungsbedürfnisses … In welcher Stadt/Welt wollen wir leben? Sollten wir nicht downsizen und echten Wohlstand bereitstellen, indem wir unsere Lebensgrundlagen erhalten?
    Und ja, Fördergelder spielen gewiss auch eine Rolle
    https://web.br.de/interaktiv/flaechenverbrauch/.“

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